CAPE TOWN TALES 25.12.2016
Im Dezember diesen Jahres zog es mich für drei Wochen nach Muizenberg, einem kleinen, direkt am Meer gelegenen Vorort von Kapstadt in Südafrika. Wenn auch das Einfangen von Wellen im Vordergrund stehen sollte, so konnte ich während meines Aufenthalts doch einen kleinen Einblick in ein faszinierendes wie zerrissenes Land bekommen, voller Schönheiten wie Gegensätze und dazu einem umwerfenden Licht, welches tagsüber so hell von der Sonne erzeugt wird, dass man zuerst den Einstellungen seiner Kamera nicht zu trauen vermag. 1/2000 als Standard-Belichtungszeit?! Wenn man gerade aus dem trüben Herbst-Berlin gekommen ist, kann man sich diesen grellen Sommerschein kaum vorstellen.
Wer nach Südafrika im Generellen und Kapstadt im Speziellen reist, kommt nicht umhin, sich zuerst die Geschichte des Landes vor das historische Auge zu führen. Fast hundert Jahre lang herrschte hier die Apartheid vor, eine rassistische Politik der europäischstämmigen Bevölkerungsschicht, die auf einer strengen Trennung der schwarzen und weißen Bevölkerungsschicht basierte und erstere ausgrenzte und letztere stark bevorteilte. Mit der Wahl Nelson Mandelas als ersten farbigen Präsidenten Südafrikas endete diese Zeit zwar in den 90er Jahren des letzten Jahrhunderts, bis heute leben die farbigen und weißen Teile der Bevölkerung des Landes aber weitesgehend unter und für sich. So wohnen immer noch Millionen farbiger Südafrikaner in Townships, jenen Wellblechsiedlungen oftmals ohne fließend Wasser, die während der Apartheid zum Einpferchen der schwarzen Bevölkerung errichtet wurden. Gleichzeitig stapeln sich an den Panoramaberghängen die Villen und Landgüter der Weißen, streng geschützt durch bewaffnete Sicherheitskräfte, elektrischem Zaun und rund-um-Überwachung. Während ein farbiger Arbeiter mit oftmals nicht mehr als 2 EUR am Tag nach Hause geht, dinieren die Reichen ein paar hundert Meter weiter am weißen Tischtuch und zeigen sich und der Welt, wie wohlhabend sie sind. Als ein Resultat dieser schreienden Ungerechtigkeit gilt Südafrika als schwer kriminalitätsbelastet. Kaum jemand, der schon länger hier wohnt und nicht eine Geschichte eines Überfalls oder eines Einbruchs zu erzählen hat. Das öffentliche soziale Leben auf der Straße endet hier nach Sonnenuntergang. Gleichzeitig gibt es aber auch viele hoffnungsstiftenden Entwicklungen des Südafrikas des 21. Jahrhunderts. Die Lebenserwartung steigt seit Jahren kontinuierlich (was vor allem daran liegt, dass das HI-Virus ernster genommen wird), gleichzeitig wird in Bildung investiert und auch Probleme wie Korruption und Vetternwirtschaft werden neuerdings bekämpft.
Ich habe mich entschieden, sowohl auf die Bilder des Elends der Einen als auch des Luxus der Anderen in meinen kleinen Cape Town Tales weitesgehend zu verzichten. Mein Blog möchte über die erhellenden Dinge des Lebens berichten. Er möchte Mut machen, erfreuen, faszinieren, die schönen Dinge in den Vordergrund setzen. Und diese gibt es in Südafrika zu hauf und vielleicht bedarf es noch ein bis zwei Generationen, bis die unterschiedlichen Bevölkerungsschichten stärker zusammenrücken werden (z.B. über die gemeinsame Passion für den Wassersport). Fast wie ausgedacht aber tatsächlich so geschehen passt dazu ein kleines Erlebnis bei meiner Abreise aus Kapstadt. Es war bereits spät in der Nacht und wenig los, als mein Handgepäck am Flughafen begutachtet wurde. Mein Laptop schien dabei besonders von Interesse zu sein, denn der (farbige) Flughafenmitarbeiter zeigte auf den darauf befindlichen „Look how beautiful“-Aufkleber und fragte mich, was es denn damit auf sich hätte. Mich überraschte seine Neugier und ich erwiderte, dass es im Leben darum ginge, ein Auge für das Schöne und Erfreuliche zu haben, egal, was um einen herum passiert. Mein Gegenüber verstand sofort was ich meinte, freute sich über meinen Optimismus und ergänzte, dass die Menschen oftmals den Blick dafür verloren hätten. Wir verabschiedeten uns mit einem „Cheers“ und gingen beide grinsend unserer Wege.
Cape Life
Alltag in Muizenberg / Cape Town. Zum Vergrößern / Galerie auf die Fotos klicken.
Cape Nature
Abseits von Städten, Menschen und Gegensätzen. Zum Vergrößern / Galerie auf die Fotos klicken.
Cape Surf
Catching waves and moments, yay. Zum Vergrößern / Galerie auf die Fotos klicken.
Good Night, Cape Light!