May Tales 03.05.2018
Alles Neue macht der Mai
Am diesjährigen Ersten Mai in Berlin gab es gleich zwei Premieren zu bestaunen, die sich hoffentlich zu guten Traditionen entwickeln werden. Zuerst riefen dem guten Leben zugewandte Gruppen (unter anderem Hedonistische Internationale, Bergpartei, The Incredible Herrengedeck, Die Tsootsies und Rebellion der Träumer) unter dem Motto „„Heraus zum Tag der sozialen Arbeit – rein in den Problembezirk Villenviertel!“ zu einem Kiezspaziergang durch die noblen Straßen Grunewalds auf. Denn: Warum nicht mal eine Demonstration zum Tag der Arbeit an den Ort verlegen, wo die Nutznießer*innen der derzeitigen Verhältnisse wohnen?! Die Presse sollte später von einer Spaßguerilla schreiben, aber der Anlaß war ein ernster: „Grunewald ist politisch ein abgeschriebener Bezirk, viele Bewohner*innen leben durch Zäune isoliert in einer Parallelgesellschaft, die für soziale Angebote nicht mehr zu erreichen ist“, so die Veranstalter*innen. „Während in Kreuzberg und Neukölln ein Überangebot an politischer Protestkultur herrscht, ist der Grunewald von der politischen Meinungsbildung weitestgehend abgehängt.“ Tausende kommende Streetworker*innen kamen an diesem Tag in den Berliner Süden, quasi als Auftaktveranstaltung für die Errichtung des neuen Quartiersmanagement Grunewald – Gegen Parallelgesellschaften, für soziale Integration.
Teile des denkwürdigen soziokulturellen Umzugs in Grunewald zogen direkt im Anschluß weiter nach Kreuzberg, um am geschichtsträchtigen Mariannenplatz Utopien mit Bässen auszumalen. Das Künstler*innenkollektiv rund um die Rebellion der Träumer hatte zu einem Rave gerufen, und so erfüllte sich an diesem Abend die Symbiose aus Protest und Kultur, wie es weder die üblichen Folklore-Umzüge noch das zum Ballermann36 verkommende Myfest zu erreichen vermochten. If I can’t dance to it, ihr wisst schon… Fortsetzung folgt!
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