Damals am Meer

PLÖTZLICH TALES 28.08.2013

 

Als ich heute Morgen in der U-Bahn saß, erblickten meine noch müden Augen ein mir aus den letzten Tagen mehr als bekanntes Festivalbändchen am Arm eines meiner Mitreisenden. Da auch mein Handgelenk mit dem gleichen Accessoire bedeckt war, lächelten wir uns ob des Gemeinschaftsgefühl in der Anonymität des Berliner Untergrundverkehrs an, während sich unsere Blicke voller Melancholie kreuzten. Als wollten wir beide durch den vollbesetzten Waggon rufen: „Weißt Du noch, damals, am Meer?! Weißt Du noch, die Bühne und die Bar, direkt am Strand?! Das Tanzen im Meer, das Toben mit den Bässen der Musik in den Wellen?! Und wieso kann man in Berlin nicht mit Plötzkis zahlen?“

 

Ich bin mir sicher, dass der die Erinnerungen in mir hochbringende Mitreisende und ich in diesem kurzen U-Bahn-Moment ähnlich großartige Bilder vor Augen hatten, so traumhaft schön waren die Tage und Nächte beim „Plötzlich am Meer“-Festival an der polnischen Ostseeküste. Über 5.000 vornehmlich aus Berlin stammende Festivalanten waren auf das verlassende ehemalige Militärgelände nahe der kleinen Ortschaft Rogowo etwa 80 Kilometer nordöstlich von Stettin gekommen, um der Nachfolge-Veranstaltung des letztjährigen und legendären „Plötzlich am Bodden“-Events beizuwohnen. Zu erleben gab es vom 23.8. bis 25.8. viel elektronische Musik unter freiem und blauem Himmel auf großen und kleinen Bühnen, atemberaubende Lichtinstallationen inklusive großem Feuerwerk und dazu ganz viel Ekstase, kreative Verkleidungen und das übliche Organisationschaos. So weit, so schön, aber eben auch normal für ein großes Festival im Sommer.

 

Das Besondere, das Einmalige in diesen Tagen des späten Augusts, das war die Bühne mit Bar direkt am Meer. Zusammen mit einem weitläufigen Strand und der wilden Ostsee entstand hier eine riesengroße Tanzfläche für unzählige Feierwütige direkt in der sonnenverwöhnten Natur. Der schönste Platz war dabei eine kleine Sandbank am Meeresufer, auf der sich der vom Wind getragene und musikgetränkte Schall mit den brechenden Wellen der Ostsee kreuzte. Nur bis zum Bauch im Wasser stehend spürten wir gemeinsam die Kraft des Meeres und die der Bässe. Wir feierten glücks- und wodkamischetrunken die Sonnenauf- und -untergänge und den Einklang der immerwährenden Ostsee mit den Klängen der elektronischen Musik. Wir erfreuten uns an dem Klavier am Strand und dem über alles wachenden Pappmachétentakel auf der Strandbar. Die Sonne schenkte uns das Serotonin, die rauhe See das Adrenalin und die Musik die Endorphine. Look how beautiful! Tage voller wunderschöner Bilder, Stimmungen und dem Gefühl von Freiheit, die eine Fortsetzung im nächsten Jahr herbeisehnen lassen. Damit es dann wieder heißt: „Weißt Du noch, damals, am Meer?!“

Plötzlich GALERIE (ZUM VERGRÖSSERN AUF FOTOS KLICKEN)

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