Extinction Rebellion XR
Extinction Rebellion XR

Rebellion for Future

Berlin Tales 16.10.2019

Neue Bewegung!?

Die erste Hälfte des Berliner (Bl)Oktobers war geprägt von den vielen kreativen Aktionen und Blockaden der hippiesken Aktivist*innen der Extinction Rebellion (XR). Mehrere Tausend von Ihnen, teilweise aus ganz Europa angereist, campten in Zelten unweit des Reichstags und machten sich in Berlin wie in vielen anderen Metropolen eine Woche lang täglich frühmorgens auf, um Brücken oder Kreuzungen zu besetzen sowie sich an diverse symbolisch aufgeladene Eingangstüren zu sekundenkleben. Drei Forderungen wollten XRler*innen durch Aktionen wie diese in der Politik zu Gehör bringen: Den Ausruf des Klimanotstands, die Einrichtung von Bürger*innenversammlungen zur Klimakrise und eine CO2-Neutralität innerhalb von 6 Jahren. Viel mehr Inhalte vertritt XR nicht, denn um detaillierte Forderungen dreht es sich bei den neuen Rebell*innen gar nicht so sehr. Stattdessen geht es um das Bewusstsein, dass wir alle, ob Mensch oder Konzern, Aktivist*in oder Polizist*in, unser generelles Verhalten zur Erde radikal ändern müssen, um nicht dem baldigen Untergang des Planeten (und damit unserem eigenen) beiwohnen zu müssen. Und dabei selber Opfer bringen müssen, sei es durch persönlichen Verzicht z.B. auf das Auto oder das Flugzeug oder die inkaufnahme von Polizeigewahrsam durch illegale Blockaden. Die wiederum absolut friedlich ablaufen, sogar verbale Gewalt wird geächtet, wer pöbelt, fliegt. Extinction Rebellion ist dabei kein Verein, keine Stiftung oder Partei, im Grunde genommen ist es nur eine Kampagne einer Firma namens Compassionate Revolution Ltd., die aus der englischen Occupy-Bewegung hervorgegangen ist und vor knapp einem Jahr XR mit durchdachtem Logo und Marketing ins Leben gerufen hat. Und erstmal offen für alle Menschen ist, die sich der Klimakrise in den Weg stellen wollen und sich dem Kampagnen-Konsens von XR verschreiben. Daß genau diese Öffnung für alle früher oder später zu einem Problem mit erheblichem internem Kraftaufwand werden kann, sollten die Gründer*innen eigentlich noch aus der Occupy-Zeit wissen. Aber so weit ist es jetzt natürlich noch nicht und vielleicht geht der Massenbewegungsplan ja auch auf. XR ist jedenfalls frisch am Start und die #berlinblockieren-Tage waren trotz aller oben beschriebener Merkwürdigkeiten mehr als beeindruckend und das Thema Klimakrise in der Stadt in aller Munde. Brücken und Kreuzungen wurden teilweise über Tage blockiert (und dabei autofrei gemacht), durchweg sehr sympathische Menschen diskutierten, tanzten und trafen sich da, wo sonst nur der Straßenverkehr stinkt und tobt. Die Stimmung war friedlich, die Polizei kooperativ und geschlafen wurde auf der Straße. Ein gesunder Rausch wurde praktiziert und gelebt und wenn man sich die Bilder der Aktionswoche so anschaut, dann fragt man sich, warum wir nicht viel häufiger auf die Straße(n) gehen und einen anderen Umgang mit der Welt und untereinander vorleben. Die Zeit ist reif.

Galeria #berlinblockieren

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